Daniel Bahr besucht den Europatag des Berufskollegs Borken
So haben sich die Schüler des Borkener Berufskollegs einen Minister sicher nicht vorgestellt. Wie ein Entertainer schlenderte Daniel Bahr (FDP) gestern im Forum der Schule durch die Reihen. Eine Hand in der Hosentasche, die andere am Mikrofon. Das für ihn vorbereitete Stehpult nutzte der Bundesgesundheitsminister nur, um sein Wasserglas abzustellen.
Bahr war als Gastredner zum ersten Europatag des Berufskollegs nach Borken gekommen. Den Vormittag über hatten sich die Schüler in Projektgruppen mit Europa-Themen befasst und Fragen an den Minister vorbereitet. Was er denn von Warnbildern auf Zigarettenpackungen hält, wollte eine Schülerin wissen. Schwarze Lungen und faule Zähne, um Leute vom Rauchen abzuhalten? „Ein Bild macht die Warnung deutlicher“, sagte Bahr und schob hinterher, dass nicht alle Politiker seiner Partei seine Haltung teilen.
Bahr verriet bei der Gelegenheit auch seine eigene Raucher-Geschichte. Auf einer Klassenfahrt habe er damit angefangen. „Damals fand ich das cool.“ Jetzt sei er seit zehn Jahren rauchfrei – und heilfroh darüber. Eine Schülerin fragte, warum nicht auch alkoholische Getränke mit Warnhinweisen versehen werden. Schädlich sei Trinken ja auch. Eine solche Kennzeichnung lehnt Bahr ab. Die Suchtgefahr sei beim Alkohol nicht so hoch wie beim Nikotin. Auf die Gefahren des Alkoholkonsums wies der Gesundheitsminister natürlich trotzdem hin. 73.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland daran. „Jedes Jahr stirbt die Stadt Bocholt an den Folgen von Alkoholkonsum – rein statistisch.“ Spontanen Applaus bekam Bahr für eine Idee, wie mit sogenannten Koma-Säufern umgegangen werden sollte. Wer nach einer durchzechten Nacht im Krankenhaus behandelt werden muss, sollte an den Kosten der Behandlung beteiligt werden, sagte Bahr.
Was sein Ressort mit Europapolitik zu tun hat, erklärte Bahr am Beispiel des EHEC-Skandals. Der habe ihn gleich nach Amtsantritt vor zwei Jahren beschäftigt („Meinen Vorgänger Philipp Rösler hatte ich ins Wirtschaftsministerium weggelobt“). Absprachen mit anderen Ländern seien notwendig gewesen. „Die Erreger machen an Landesgrenzen nicht Halt.“